„Gute und innovative Lösungen kommen gerade im Miteinander verschiedener Fachdisziplinen zustande“

3 Fragen an Prof. Dr. Eberhard Sauter, den stellvertretenden Vorsitzenden des BlueHealthTech-Beirats. Professor Sauter ist Leiter der Stabsstelle Technologietransfer am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. zum LinkedIn-Profil

  1. Sie sind Mitglied im BlueHealthTech-Beirat. Was hat Sie dazu bewegt, dieses Ehrenamt zu übernehmen?

Als Quereinsteiger in die Meeresforschung promovierte ich an der CAU in Kiel in dem multidisziplinär ausgerichteten Sonderforschungsbereich 313 und arbeitete in dieser Zeit und danach als Postdoc auch am GEOMAR, bevor ich ans Alfred-Wegener-Institut wechselte. Dort kam ich von der Tiefseeforschung über Technologieentwicklungen zum Technologietransfer. In diesem Bereich gibt es den „logischen“ Transfer aus den Meereswissenschaften in die maritime Wirtschaft, der aus verschiedenen Gründen jedoch oft schwierig ist, z.B. aufgrund enger Nischenmärkte, hohen Aufwands für Logistik und Offshore-Aktivitäten. Besonders spannend (wenn auch nicht weniger einfach) sind Transferprojekte, die aus der Meeresforschung in ganz andere Branchen und Themenfelder hineinreichen. Als dann das WIR!-Projekt BlueHealthTech beantragt wurde, kostete es Anton Eisenhauer, den ich schon lange kenne und schätze, nicht mehr viel Überredungskunst, um mich für den Beirat zu gewinnen, weil mich derartige multi- bzw. transdisziplinäre Innovationen sehr interessieren und ich hier die Chance sehe, diese mit der Beiratsarbeit etwas katalysieren zu können. Auch wenn ich ein wenig neidisch bin, dass wir ein solches WIR!-Projekt nicht in Bremerhaven haben.

 

  1. Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Impulse, die das BlueHealthTech-Bündnis gibt oder geben sollte?

Erstens bin ich der Überzeugung, dass gute und innovative Lösungen gerade im Miteinander verschiedener Fachdisziplinen zustande kommen können. BlueHealthTech bietet hierzu einen systematischen Ansatz inklusive der dafür sonst oft nicht verfügbaren Fördermöglichkeiten. Dementsprechend gibt es hierdurch den Impuls, über den Tellerrand zu schauen.

Außerdem sind Kooperationen in räumlicher Nähe sind meist einfacher umzusetzen als über große Entfernungen hinweg: Man kann sich niederschwelliger treffen und abstimmen und dadurch kann Vertrauen aufgebaut werden, was essenziell wichtig für gute Kooperationen ist. Leider kommt es nicht von alleine zu derartigen Kooperationen: An vielen Standorten beobachtet man, dass nebeneinanderher gearbeitet wird.  Das WIR!-Bündnis gibt hier den Impuls, regionaler zu denken.

Schließlich soll BlueHealthTech natürlich auch den Impuls geben, aus der (Grundlagen-)Forschung innovative Anwendungen abzuleiten. Das Bündnis hilft damit, den Blick von Wissenschaftler:innen für Transfer zu schärfen und schafft Potenziale für innovationsbasierte Standortentwicklung.

 

  1. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Erfolgsfaktoren für ein Bündnis, das Innovationen in einer Region fördern soll?

Ich habe einen anderen WIR!-Antrag gesehen, der nicht erfolgreich in die Umsetzungsphase gehen konnte, u.a. weil er nicht fokussiert genug war. Die Ziele von BlueHealthTech lassen sich relativ gut fassen und kommunizieren. Das schafft Akzeptanz und die Motivation, konkrete Anträge zu stellen und erleichtert zudem die Öffentlichkeitsarbeit. Allerdings muss dieser Fokus durch die Bündnissteuerung regelmäßig überprüft und ggf. nachgeschärft werden (z.B. durch thematische Calls oder durch Anpassung von Auswahlkriterien).

Wichtig ist, dass möglichst alle relevanten und qualifizierten Akteure der Region einbezogen werden können. Wenn immer die gleichen gefördert werden und einige andere nie, entsteht Frust. Aus der Balance zwischen Wettbewerb und Kooperationsgeist sollte sich unter den Bündnispartnern ein gutes „WIR!-Gefühl“ in der Region entwickeln, das auch über die Förderperiode hinaus trägt.

Es ist darauf zu achten, dass aus den geförderten Projekten tatsächlich Innovationen entstehen und nicht nur ein Drittmittelprojekt nach dem anderen abgearbeitet wird. Dies sollte vom Bündnis auch nach Projektende in geeigneter Weise nachgehalten werden.